Fleisch und Milchprodukte mit ruhigem Gewissen konsumieren? Geht das noch? Erkennbare Trends in sozialen Medien sind aktuell:
- Tierschutz
- Umwelt
- Vegane Ernährung
Alle diese Aspekte haben ihre Berechtigung. Beim Tierschutz geht es in erster Linie um die Haltungs-, Transport- und Schlachtbedingungen, aber in der Milchvieh-Haltung auch um das Schicksal männlicher Kälber und die frühe Trennung von der Mutterkuh. Politik und Handel suggerieren mit sogenannten Tierschutzlabels, einen Wandel in der industriellen Fleisch- und Milchwirtschaft. Dass die Haltungsformen 1 und 2 sich kaum unterscheiden und das Tierleid nicht mindern ist vielen Verbrauchern immer noch egal. Einige Handelsketten haben zwar angekündigt, diese Haltungsformen sukzessive aus den Regalen zu verbannen, aber bis dahin muss die Masse von Vieh und Geflügel weiterhin unter Bedingungen aufwachsen, die der Verbraucher nicht sehen will, um seinen Appetit nicht zu verlieren. Die Milchvieh-Haltung ist auf Produktivität ausgelegt. Daher werden Kälber viel zu früh von den Kühen getrennt. Männliche Kälber, werden oft nicht regelkonform viel zu früh an, oft weit entfernte, Mastbetriebe verkauft. Hochleistungskühe sehen kaum die Weide, Rinder werden nicht artgerecht mit Getreide und Sojaprodukten gemästet, obwohl es Wiederkäuer sind.
Um Schweine ist es noch schlechter bestellt. In der industriellen Tierhaltung werden viel zu viele, dieser intelligenten und eigentlich sauberkeitsliebenden Tiere auf Spaltböden gehalten. Die Schwänze werden kopiert und die männlichen Ferkel auch heute noch ohne hinreichende Betäubung kastriert, damit das Fleisch nicht durch Ebergeschmack unbrauchbar wird. Die Presseberichte über das Schweinehochhaus, haben die Verbraucher entsetzt, aber ihr Konsumverhalten nicht verändert.
Geflügel aus industrieller Haltung, egal ob für Eier oder Fleisch sieht oft ein Leben lang kein Tageslicht. Bilder vom brutalen Umgang mit Puten und Gänsen scheinen den Verbraucher auch nur im Augenblick abzuschrecken.
Ein immer wichtiger werdender Aspekt ist die Umwelt, oder besser der Emissionsanteil der Tierhaltung. Ja, Kühe pupsen und alle Tiere verursachen durch ihre Exkrement Methan, ein Gas, das noch aggressiver den Klimawandel beflügelt. Durch die industrielle Tierhaltung und Mast werden weit entfernt Urwälder gerodet um Soja als Viehfutter anzubauen. Ein weiterer Aspekt, der uns zum Nachdenken bringen sollte. Wenn man nun noch berücksichtigt, dass der Pro-Kopf Fleischkonsum (Empfehlung 300-400 Gramm pro Woche) um ein 4-faches höher ist, dann ist die Emissionsmenge nicht nur für das Klima ungesund, sondern ungesunde Ernährung belastet auch das Gesundheitssystem. Kosten, die besser für den Schutz des Klimas angelegt wären.
Natürlich gibt es bereits Menschen, die vollständig auf tierische Nahrungsmittel verzichten. Vegane Nahrung erobert auch die Supermarktregale und ist eine gute Möglichkeit den Fleischkonsum zu reduzieren und damit auch positiv auf die Umwelt zu wirken. Der Mensch ist biologisch zwar ein Omnivore (Allesfresser) und kein Herbivore (Pflanzenfresser). Das Konsumverhalten mit der oben erwähnten 8-fachen Pro-Kopf-Menge hat aber bei weitem keinen omnivoren Charakter mehr. Es ist Völlerei. Unsere Vorfahren hatten nicht immer Jagderfolg und selbst in der jüngeren Geschichte, kam Fleisch häufig nur Sonntags auf den Tisch. Auch wurde alles vom Tier verwertet und die heutige Bevorzugung von Edelstücken konnte sich niemand leisten. Ich persönlich bevorzuge die omnivore Ernährungsweise, die es mir erlaubt auch ohne Zuführung von Nahrungsergänzungsmitteln gesund zu leben. Ein Aspekt des Veganismus der mich stört, ist die Gleichsetzung von Mensch und Tier. Tiere, die unserer Ernährung dienen haben Respekt verdient, aber auch Menschen, die sich mit großem Engagement für artgerechte Haltung und Erhaltung alter Rassen einsetzen verdienen es, überleben zu können. Jährlich geben 2000-4000 bäuerliche Betriebe auf, ohne dass die Anzahl von Tieren sinkt. Die Differenz landet in der industriellen Landwirtschaft.
Was jeder tun kann, für Tiere, Umwelt und seine Gesundheit ist schlicht, bewusster Einkaufen und somit bewusster Essen. Bewusster Einkauf beginnt damit, sich über die Herkunft der Produkte mehr Gedanken zu machen, als über den Preis. Wer das Glück hat einen bäuerlichen Betrieb mit Hofschlachtung in der Nähe zu haben, sollte dort einkaufen, meist findet man dort in Hofläden auch weitere, gesunde Nahrungsmittel. Ballungsräume sind da im Nachteil, aber dort gibt es Bio-Läden in denen man zumindest seine deutliche reduziert Fleisch- und Wurstmenge einkaufen kann. Im Einzelhandel finden sich immer mehr Produkte mit Biosiegel. Ich bevorzuge dort strengere Standards wie Demeter oder Bioland.
Ein bis zweimal Fleisch in der Woche sind ausreichend für eine ausgewogene Ernährung. Der Biss in die Wurst, sollte einem aber nicht im Hals stecken bleiben, weil die Tiere eingepfercht waren, über viele Stunden transportiert wurden und bei der Schlachtung den Tod ihres Vorgängers riechen und sehen mussten. Und als Sohn eines Metzgermeisters versichere ich Euch, dieses Leid schmeckt man!
Die Umstellung der Ernährung ist nicht teurer als der bisherige Fleischkonsum, denn auch Fleisch aus ökologischer Herkunft ist nicht 4-mal teuerer und die Reduzierung der Menge lässt Euch vielleicht sogar noch sparen.
Essen ist auch Kultur – Esskultur. Tierische Nahrungsmittel zählen dazu. Was für mich allerdings absolut nicht konform mit Kultur ist, das ist die Inkaufnahme von unnötigem Leid der Tiere. Das nenne ich Barberei! Schluss mit industrieller Tierhaltung, Schluss mit Massentransporten und anschließender Massenschlachtung, Schluss mit Fleischimporten zu Lasten unserer Landwirte. Hin zu Betrieben mit kleinerem Tierbestand, der zu fairen Preisen vermarktet werden kann. Weg von Hochleistungszüchtungen, die ein Tier nicht mehr natürlich leben lassen, hin zu alten robusten Freilandrassen.
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